Plädoyer für einen "Kauf-achtsam-Tag"
Bewusste und nachhaltige Kaufentscheidungen zum Black Friday & Cyber Monday
[26-11-2019] Am 29. November ist wieder Ausnahmezustand auf den weltweiten Shopping-Meilen und Online-Plattformen. Am Black oder auch Happy Friday, also am vierten Freitag im November, werden dank schwindelerregender Prozente Schnäppchen auf der ganzen Welt erlegt. Hauptsache billig, Hauptsache Prozente. Die Weihnachtseinkaufsaison hat begonnen.
Zeit für uns, das Ganze zu hinterfragen. Was bleibt nach dem kurzen Glücksrausch, wenn die fünfzehnte Jeans zu all den anderen in den Schrank wandert? Und wie lange wollen wir noch vor Kinderarbeit, schlechten Produktionsbedingungen, Klimawandel oder Tierleid die Augen verschließen?
Als Gegenbewegung zum Konsumrausch wurde 1992 der Kauf-nix-Tag ins Leben gerufen. Die Botschaft ist gut, hilft aber nicht bei einer gesunden Einstellung zum Thema. Denn Konsum ist nicht per se schlecht. Das Wort bedeutet auf Latein schlicht Verbrauch.
Es gilt vielmehr, maßvoll, durchdacht und achtsam zu konsumieren. Wie das geht, lest ihr hier:
Tipps für einen achtsamen Einkauf
1. Kauft bio
Denkt beim Lebensmitteleinkauf über Anbaumethoden und deren Auswirkung auf die Umwelt nach. Lebensmittel aus biologischem Landbau etwa wachsen ohne chemische Behandlung. Bodenfruchtbarkeit, geschlossene Nährstoffkreisläufe und artgemäße Tierhaltung spielen eine wesentliche Rolle.
Über die artgerechte Haltung hinaus wirkt sich weniger Fleisch auf den Tellern positiv aus, da sind sich Tierschützer, Ärzte und Klimaforscher einig. Auch bei Textilien können wir, beispielsweise bei Baumwolle, auf biologischen Anbau achten.
2. Kauft regional und saisonal
Deutschland ist ein Land, in dem man sich mit ein bisschen Planung ganzjährig primär saisonal ernähren kann, ohne dass es einem an Nährstoffen fehlt. Das spart nicht nur CO2, sondern versorgt uns auch besser, als das eine unreif gepflückte Frucht aus der Ferne je könnte.
Regionales Einkaufen ist ein bisschen herausfordernder, weil gesetzlich nicht geregelt ist, was regional bedeutet. Grundsätzlich gilt, dass einzelne Zutaten besser zurückzuverfolgen sind als Produkte mit langen Zutatenlisten. Bei Hofläden und Märkten dürftet ihr auf der sicheren Seite sein. Es kann aber auch sein, dass ein Produkt mit Zutaten aus der ganzen Welt, das aber regional zusammengestellt und abgepackt wurde, als regional betitelt wird.
Man muss es für sich selber definieren, wie streng man "regional" sehen möchte. Beispielsweise ist ein Obst aus Europa immer noch besser als aus Übersee.
3. Kauft fair
Wir alle haben noch die Bilder von brennenden Textilfabriken in Asien im Kopf. Wir können daher beim Kauf nicht nur auf den Preis achten, sondern müssen auch die Personen hinter dem Produkt und deren Arbeitsbedingungen sehen. Bei Textilien und Lebensmitteln geben Fair Trade-Siegel Orientierung, die Kennzeichnung „fair“ ist allerdings nicht gesetzlich geschützt.
Achtet auf Siegel wie das bekannte Fairtrade-Siegel der FLO (Fairtrade Labelling Organizations International) oder ein kombiniertes Siegel wie das HAND IN HAND-Siegel von Rapunzel, das sowohl für biologischen Anbau als auch für fairen Handel steht.
4. Setzt auf Qualität
„Wer billig kauft, kauft zweimal“. Vermeintliche Schnäppchen verursachen später oft Ärger, wenn sich bei Textilien z.B. schlecht verarbeitete Nähte lösen oder billiger Stoff schnell Gerüche annimmt.
Investiert man in hochwertige, klassische Teile, wie z.B. einen schlichten, stabilen Esstisch, freut man sich auch Jahre danach noch daran und schont somit langfristig nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel.
5. Kauft nur so viel, wie ihr braucht
Laut Umweltbundesamt wandern in Deutschland pro Kopf ca. 82 kg Lebensmittel in die Tonne (2019). Weil zu viel gekauft wurde oder das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Schreibt euch eine Einkaufsliste, geht nicht hungrig einkaufen und vertraut auf eure Geschmacksknospen, wenn ihr die Qualität eines Produkts einschätzt. Es heißt „mindestens haltbar bis“ und nicht „tödlich ab“.
6. Achtet auf Verpackung
Fest steht: Wir produzieren zu viel Verpackungsmüll, der dann oftmals nicht mal richtig recycelt wird. Achtet zuerst darauf, absolut unnötige Verpackungen oder Materialien, wie den beschichteten Pappbecher für einminütigen Kaffeegenuss, zu vermeiden. Bringt immer einen Stoffbeutel zum Shoppen mit und steigert euch nach und nach.
Versucht z.B. mal in einem Unverpacktladen einzukaufen. Wie das geht, lest ihr in unserem Beitrag „Plastik kommt nicht in die Tüte“.
7. Hinterfragt Kaufmotive
Neben achtsamen Kaufentscheidungen sollten wir alle grundlegend unseren Konsum hinterfragen. Fragt euch: Brauche ich das wirklich und warum möchte ich das haben? Verspreche ich mir ein gestärktes Selbstwertgefühl durch ein neues Outfit, ersetze ich mit dem Gegenstand etwas, was mir eigentlich im Inneren fehlt oder ist mir gerade nur langweilig?
Bedenkt schon beim Kauf, dass jeder Gegenstand Pflege braucht: Er will geputzt, geordnet, repariert usw. werden. Macht euch bewusst, wie viele Stunden ihr für die Dinge auf eurer Shoppingliste arbeitet.